Der Minor ist ein einfach aufgebautes Auto aber der Minor ist oder war aber auch ein Alltagsauto. Schonungslos sind die meisten Wagen durch das Leben geprügelt worden und die meisten haben gleich eine Vielzahl an Vorbesitzern.

Schwachpunkte

Das wichtigste beim Kauf: Rost! Oder eben KEIN Rost! Prüfen Sie den Rahmen. Dieser sollte nicht durchgerostet sein und möglichst keine Unfallschäden aufweisen. Ich habe auch schon Autos gesehen, bei denen Rahmenteile zusammengebraten waren. Vorsicht bei einem Auto mit Unterbodenschutz. Risse kann man so unter Umständen nicht sehen. Prüfen muss man die Aufhängungen der Blattfedern hinten. Wenn es dort blüht: Finger weg. Weitere Bereiche die man prüfen sollte:

• Radlauf vorne und Anschlüsse zur Karosserie
• Innen im Motorraum die Übergänge zu den Kotflügeln und zur Spritzwand, also in die Kanten und Ecken schauen
• Bleche unterhalb der Batterie
• A-Säule unten innen und Kotflügel in diesem Bereich außen und innen
• Schweller zwischen A und B Säule - ggf. Teppich anheben (wenn nicht verklebt) und die Kickblades los schrauben, man kann dann in den Schweller schauen. Kickblades = die Bleche über die man seine Füße beim Einsteigen hebt
• B Säule unten im Knick zwischen Kickblade und Karosserie. Beim Viertürer B Säule und angeschlagene Türe hinten
• Teppiche und Dämm-Matten raus, Bodenbleche prüfen
• Teppich linker Fußraum raus, dort sitzt der Hauptbremszylinder, man kann etwas in den Schweller schauen
• Im Kofferraum rund um den Tank nachsehen
• Türen unten ansehen
• Koferraumdeckel ... meistens ist die untere Hälfte am gammeln. Ich habe schon Deckel geöffnet die so schwer wie 3 waren (Spachtel)
• untere Ebene im Kofferraum wo das Reserverad liegt
• Rückbank rausnehmen und das Blech prüfen

Das gute: Gammelt der Wagen an einer Stelle, dann gammelt der Rest meist auch!

Der Morris-Profi lacht jetzt: Wenn das alles passt, hat man einen Traumwagen vor sich stehen. Kaufen! OK, die meisten Minors erüllen nicht alle Kriterien perfekt. Man muss aber wissen: Summieren sich die Kosten der Schadenbeseitigung, dann übersteigt der monetäre Einsatz bei einer Restaurierung den späteren Wert - wenn Sie Pech haben auch deutlich. Wir werden z. B. unser Convertible nie verkaufen - das wäre ein Verlust. Böse Zungen sagen ja auch schon mal: Ein Morris ist ein Auto für's Leben.

Das Kabrio ... "Convertible"

Ein Saloon hat einen deutlich geringeren Wert als ein Convertible. Viele Autos sind daher auch nachträglich abgeschnitten worden. Ein echtes Werkscabrio hat Verstärkungen an der B Säule = an der Säule runter zum Fußbereich, sowie an der A Säule innen unter den Handschuhfächern. Diese Bleche sind gepunktet angeschweißt und nicht rundum "angebraten". Wenn Sie ein Cabrio kaufen wollen und sich nicht sicher sind, ob es sich um ein echtes Cabrio handelt, dann nehmen Sie einen Experten mit. Wenn Ihnen ein umgebautes Cabrio angeboten wird - also eine abgeschnittene Limousine - dann sollte der Umbau fachmännisch gemacht sein. Besser ist halt ein Original. Für's Gefühl jedenfalls.

Der Traveller

Das Holz sieht nett aus und man wird beim Einkaufen immer wieder mal angesprochen, ob man bei OBI eine Bastel-Anleitung für so einen "Umbau" bekäme.

Tatsächlich trägt der Holzrahmen das gesamte Heck und das Holz sollte intakt sein. Dunkle Flecken lassen auf faule Stellen schließen. Die Übergänge - also die Stöße -sollten nicht zugepappt sein. Die Schiebefenster hinten laufen in Metallleisten, die Fenster müssen leicht auf und zu gehen. Die Ablauflöcher müssen offen sein (im Bereich der Metallführung der Schiebefenster). Holz ist zu bekommen. Natürlich aus England. Der Umbau auf einen neuen Holz-Satz ist aber Mega-Aufwendig, das Auto muss ja schließlich zerlegt und wieder zusammengesetzt werden ...

Dann gibt es noch das Dach. Dieses besteht aus dem Stahlteil vorne und einem Alu-Deckel hinten. In der Mitte gibt es eine Gummidichtung. Hier sollte man nachsehen, denn der Kontakt von Alu zu Stahl führt zu Korrosion: Das Alu geht kaputt.

Motor, Getriebe und Auspuff

Die Motoren sind dankbar und haltbar, ebenso die Getriebe. Wenn Sie können, dann prüfen Sie die Kompression oder nehmen jemanden mit, der das kann. Motorschäden kommen vor, sind aber eher überschaubar. Einen normalen 1100er Motor kann man relativ günstig kaufen. Eine Überholung kostet dagegen hier in Deutschland auch schnell 3000 Euro. Der Motor sollte nach einer Warmlaufphase gleichmäßig drehen und nicht besonders qualmen, weder blau noch weiß. Ein Klackern könnte ein Anzeichen für einen Lagerschaden sein, vielleicht ist aber auch nur die Wasserpumpe ausgeschlagen - man kann den Propeller (bitte Motor aus) anfassen und hin und her drücken. Der Propeller sollte wenig oder kein Spiel haben. Gibt es kein klackern, aber ein hektisches Klappern, dann müssen evtl. die Ventile eingestellt werden. Das Getriebe ist im ersten Gang nicht synchronisiert. Die Gänge danach sollten sauber und ohne Kratzen schalten. Die Gänge sollten bei einer Probefahrt nicht rausspringen. Fahren Sie selber und gehen Sie in den ersten 3 Gängen immer wieder mal ruckartig vom Gas. Das Getriebe sollte keine besonderen Geräusche machen. Bei der Probefahrt auch auf das Differential der Hinterachse hören. Ein heulendes Diff nervt auf die Dauer ganz gewaltig. Öl ... ja, verliert er. Das muss aber kein Ölwechsle bei laufendem Betreib sein. Ventildeckel, Kopfdichtung und die Dichtung an der Ölwanne müssen halt dicht sein. Der Motor verliert immer Öl zwischen Getriebe und Block. Man kann da eine Dichtung einlegen, die hält aber nicht ewig. Probleme bereiten die Ölfilter - d. h. die Original Papierlemente. Man kann diese aber auf einen modernen Ölfilter umrüsten = Umweltschutz vor Originalität. Einen neuen Auspuff gibts für kleines Geld und der hängt idR auch in max. 2 Stunden - z. B. beim netten Dorf-Tankwart dran geschraubt.

Mein Fazit zum Motor: Ein Motorschaden ist billiger zu beheben, als ein Rost-Tonne zu restaurieren.

Bremse, Licht & Lenkung

Alles sollte ordentlich fuktionieren. Lenkradspiel prüfen. Klappert die Lenksäule bei dem ersten Kanaldeckel? Der Wagen muss geradeaus bremsen und die Bremse muss packen. Ebenso die Handbremse. Diese greift auf die hinteren Trommeln.

Innenraum

Schön wenn's schön ist! Manche Traum-Verkäufer hauen aber in einen Schrotthaufen neue Sitze rein (gibt's online und preiswert aus England), machen die Teppiche neu und bieten einen Minor als "Komplett Restauriert" an. Also: Schön wenn's schön ist, aber es gibt wichtigere Dinge.

Hab ich was vergessen?

Der Wagen sollte innen gut riechen. Lack und Chrom sollten in der Güte zum Preis passen ... die Farbe muss Ihnen gefallen. Wie eingangs bereits gesagt: Meine Ausführungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Van und Pick-Up hatte ich beide noch nicht. Es gelten die o. g. Grundregeln. Besonderheiten dieser Modelle sind mir persönlich nicht bekannt.